Einleitung
In diesem Beitrag zeige ich den Entstehungsprozess einer surrealistischen Stadtgestalt – ein künstlerischer KI-Prozess im Zusammenspiel zwischen mir als Künstler und ChatGPT als KI-Werkzeug. Dabei habe ich nicht einfach zufällige Bilder generiert, sondern bewusst Ideen entwickelt, ausprobiert und verbessert. Das begleitende Video gibt dabei einen komprimierten Einblick in diesen Prozess.
Mein Ziel ist es, zu zeigen, dass KI-Kunst nicht bloß ein Produkt algorithmischer Zufälligkeit ist, sondern ein Medium menschlicher Gestaltung und bewusster Entscheidungen, wenn der Mensch die Richtung vorgibt.
Video: Entstehung einer KI-generierten Stadtgestalt
Der kreative Prozess
Die surrealistische Stadtgestalt ist im Folgenden nicht durch einen einzigen Prompt oder Zufall entstanden. Vielmehr war es ein iterativer Prozess mit vielen Zwischenschritten, Entscheidungen und bewussten Umwegen.
1. Konzeptidee:
Mein Thema war das Spannungsfeld zwischen Mensch und Stadt. Ausgangspunkt war die Idee, Stadt als lebendige, sich verändernde Struktur zu denken – eine Mischung aus Traum, Architektur und organischem Wachstum. Ich wollte ein Bild erschaffen, das vertraut wirkt, aber irritiert; eine Art urbaner Doppeldeutigkeit.
2. Zusammenarbeit mit der KI:
Zum Einsatz kamen unter anderem ChatGPT zur konzeptuellen Entwicklung sowie ein KI-Bildgenerator (DALL·E, in ChatGPT integriert) zur Bildproduktion. In den Chats habe ich dabei mit Begriffen, Stilreferenzen, Perspektiven und Bildlogiken gespielt – oft mehrmals überarbeitet, bis ein spannendes Bildgerüst entstand.
3. Steuerung durch Feedback:
Die besten Ergebnisse entstanden nicht durch Zufall, sondern durch gezielte Rückmeldungen: Welche Elemente wirken zu (un-)realistisch? Wo kippt das Bild ins Abstrakte? Welche Atmosphäre soll folglich erhalten bleiben? Ich habe selektiert, kombiniert, verworfen, neu begonnen.
4. Das Hybride als Ziel:
Das Ergebnis ist keine bloße Fantasielandschaft, sondern eine hybride Stadtgestalt – etwas zwischen Architekturzeichnung, Traumlogik und visueller Dichtung.
Bildstrecke: Stationen der Entwicklung
Hier also einige Momentaufnahmen aus dem Entstehungsprozess:
“Frühe Konzeptphase”
Ein früher Aufschlag war etwa…
Prompt:
Erzeuge Foto. Eine riesige menschliche Gestalt verwächst mit einer modernen Großstadt zu einem Hybriden. Surrealistisch. Dramatisch. 16x9

“Passendes Format”
Das Ganze als Portrait Format, wodurch der Fokus mehr auf dem Mensch als Person statt auf der Stadt als flächigem Objekt liegt.
folgender Prompt:
Hochkant, 9x16

Stattdessen sollen Mensch und Hochhaus zu einer Einheit verschmelzen …
„René Magritte Stil“
Ich entscheide mich für einen Kunststil.
Prompt:
Erzeuge Foto. Eine riesige menschliche Gestalt verwächst mit einer modernen Großstadt zu einem Hybriden. Surrealistisch. Dramatisch. Im Stil von René Magritte. 6x19

„Hochhäuser als Kopf“
Es entsteht schließlich die konkrete Idee, die Hochhäuser deutlicher aus dem Kopf wachsen zu lassen. Und dann, nach einigen weiteren Iterationen … die Hochhäuser als Kopf der Person.
Prompt:
Erzeuge Foto. Eine riesiger, sehr alter Mann verwächst ganz und gar mit einer modernen Großstadt zu einem Hybriden. Die Hochhäuser sind sehr modern und extrem Detailliert. Sie wachsen dem Mann unter anderem aus dem Kopf. Surrealistisch. Dramatisch. Im Stil von René Magritte. 9x16

… wieder folgen darüber hinaus weitere Iterationen, durch die ich immer mehr erkenne: ich muss radikaler denken. Die Hochhäuser sind vielmehr der Kopf!
“Finale Auswahl: der künstlerische KI-Prozess endet”
Mit etwas Feinschliff entsteht am Ende dann der finale Prompt …
Prompt:
Erzeuge Foto. Eine riesige menschliche Gestalt verwächst mit einer modernen Großstadt zu einem Hybriden. Die Stadt wächst der Gestalt als Kopf aus dem Kragen. Die Hochhäuser sind sehr modern, teilweise verspiegelt und extrem Detailliert. Surrealistisch. Dramatisch. Im Stil von René Magritte. 9x16

Reflexion zu Künstlerischer KI-Prozess
Künstlerischer KI-Prozess. Der kreative Umgang und noch mehr Kunst mit KI stellt neue Fragen, z.B.:
- Wie viel Kontrolle gebe ich ab – und wie viel gewinne ich hingegen dazu?
- Was bedeutet schließlich Urheberschaft in einem solchen Prozess?
- Wann wird ein Bild dabei „mein“ Bild – trotz KI-Unterstützung?
Ich sehe KI schließlich nicht als Ersatz, sondern als Spiegel und Katalysator: für Ideen, für Ästhetik, für Unvorhergesehenes. Kreativität bleibt dabei ein menschlicher Akt – vor allem dann, wenn wir bewusst gestalten, statt bloß generieren zu lassen.
Dr. Sven Hermann, Karlsruhe Juni 2025
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