Kapitalismus

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Kapitalismus oder „Der falsche Geschenk-Karton“ – Kunstwerk über Konsum, Wachstum und Klimakrise

Kapitalismus

„Der falsche Geschenk-Karton“ präsentiert sich zunächst als makelloses Versprechen. Eine monumental überdimensionierte, goldglänzende Box, sauber gefasst, mit einer leuchtend roten Schleife als Inszenierung von Feierlichkeit, Luxus und Glück. Die Oberfläche ist glatt, kühl, fast anonym. Ein generischer Fetisch des Konsums, wie man ihn aus Werbung und Schaufenstern kennt. Doch diese perfekte Hülle ist an der Seite brutal aufgerissen. Der Bildraum kippt an dieser Bruchstelle ins Innere, und dort tritt eine völlig andere Realität zutage. Eine apokalyptische Landschaft aus verbrannten Baumstämmen, vulkanischem Rauch, kollabierten Häusern und toten Fischen, die wie ausgespült aus einem versiegten Flussbett wirken.

Interpretation zu „Kapitalismus“

Die Kollision von Außen und Innen ist der Kern der Arbeit. Formell organisiert sich das Bild entlang dieser Grenze: links die makellose Fläche, rechts der aufgerissene Abgrund. Das warme, reflektierende Gold steht im extremen Kontrast zu den erdigen, rußigen Brauntönen der zerstörten Umwelt. Das hyperrealistische Detail, von der scharfen Kante des Kartons bis zur strukturierten Erde, verhindert jede Flucht in die Komfortzone der reinen Symbolik. Die Katastrophe ist nicht abstrakt, sie ist materiell, texturiert, fast spürbar.

Inhaltlich kritisiert die Arbeit den Mythos des „Geschenks“ des Wachstums. Der Karton wird zur Metapher für ein Wirtschafts- und Konsumsystem, das sich selbst als glänzende Wohltat inszeniert (Wohlstand, Fortschritt, Komfort) während es in seinem Inneren, und letztlich an seinen Rändern, ökologische Verwüstung produziert. Dass die tote Landschaft aus dem Karton hinaus auf den Boden quillt, deutet an, dass sich das Desaster nicht im Inneren halten lässt. Was als verlockende Verpackung angeboten wird, sickert unweigerlich in die Realität der Betrachter:innen.

Die rote Schleife wirkt wie ein zynisches Siegel. Sie bindet die Zerstörung ästhetisch zusammen, macht sie zum „Produkt“, zum konsumierbaren Bild. Damit verweist das Werk auf Greenwashing und die Ästhetisierung von Katastrophen in Werbung und Medien. Die goldene Box steht für politisch-ökonomische Versprechen von endlosem Wachstum, die in Geschenk-Rhetorik („Jobs“, „Wohlstand“, „billige Energie“) verpackt werden, während die realen Kosten (Klimakrise, Artensterben, zerstörte Lebensräume) sorgfältig hinter der glänzenden Oberfläche verborgen bleiben.

Fazit

In dieser Spannung zwischen Verführung und Offenlegung liegt die eigentliche Brutalität des Bildes. Es zeigt, dass das „Geschenk“ unserer Gegenwart für kommende Generationen möglicherweise genau das ist: ein schöner Karton, der beim Öffnen nichts als verbrannte Zukunft bereithält.

SH, Karlsruhe 03.12.2025

KI Kunst
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